27. April 2022

BiPV, Winterenergie, Architektonisches Gesamtkonzept
Das Winter-Plusenergiehaus Sol’CH ist konsequent auf Energieeffizienz und Energiegewinnung ausgelegt.
Ausgangspunkt der Planung war die These, dass jede neu gebaute Fassaden- und Dachfläche neben ihrer Funktion als Gebäudehülle auch zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Gleichzeitig bestand der architektonische Anspruch, ein wohnliches Haus zu schaffen, welches sich mit seiner gebäudeintegrierten Photovoltaik gut in die Umgebung einbettet. Als Konsequenz wurde die optimale Nutzung der Sonnenenergie exemplarisch früh in der Entwicklung des Programms sowie der Ausformulierung des Baukörpers berücksichtigt und hat die Architektur massgebend mitgeprägt. Gebäudeausrichtung, Dachneigung und Einschnitte des Bauvolumens sind maximal hinsichtlich Stromnutzung optimiert, nehmen aber gleichzeitig Rücksicht auf die vorhandenen aussenräumlichen Qualitäten des Ortes. Die matte und dunkle Oberfläche der PV-Fassade trägt mit ihren Anthrazit- und Brauntönen zu einer harmonischen Eingliederung in die umliegende Landschaft bei.
Die konsequente Nutzung aller Fassaden- und Dachflächen im praktisch nebelfreien Poschiavo führt in Kombination mit der idealen Ausrichtung und Dachneigung von 35 Grad insbesondere im Winter und in der Übergangszeit zu einer erheblichen Stromproduktion. Aussergewöhnlich am Projekt Sol’CH ist die Aktivierung der Nordfassade und des steilen Norddachs, welche den architektonischen Gesamtausdruck des Volumens stärkt und gleichzeitig zur Optimierung der Stromproduktion beiträgt.
Das Zusammenspiel von Architektur und Technologie ist beim Projekt Sol’CH ein ganz essentieller Punkt. Es wurde sowohl auf konzeptioneller Ebene wie auch im Ausdruck des Wohnhauses versucht, ein ausgewogenes und sinnvolles Verhältnis dieser beiden Aspekte zu finden. Vielen Elementen liegen sowohl technische wie auch architektonische Überlegungen zugrunde, welche sich gegenseitig beeinflusst haben.
Eine der grossen Herausforderungen war die Entwicklung von architektonisch überzeugenden Lösungen hinsichtlich Oberflächen, Montage sowie Anschlussdetails. Um herauszufinden was Stand heute technisch und gestalterisch überhaupt möglich ist, wurden frühzeitig im Planungsprozess Abklärungen mit vielen verschiedenen Herstellern von PV Modulen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland getroffen.
Der gesamte Rohbau sowie alle Gebäudeeinschnitte, Fenster usw. mussten sehr präzise sein, was an die beteiligten Unternehmungen vor allem aber auch an die Koordination höchste Anforderungen stellte.
Es hat mich überrascht, dass der Markt für massgefertigte PV-Gebäudehüllen noch in den Kinderschuhen steckt, insbesondere wie wenige PV Hersteller überhaupt bereit und in der Lage waren massgefertigte PV-Module zu einem bezahlbaren Preis anzubieten.
Ein besonderer Moment war, als das Gerüst abgebaut und erstmals die komplette Gebäudehülle sichtbar wurde.
Ich möchte auch in meinen zukünftigen Projekten die Photovoltaik integriert und möglichst vollflächig anwenden. Es macht Sinn, dass Flächen die neu gebaut werden und dazu geeignet sind auch zur Stromproduktion genutzt werden.
Dachflächen sind heutzutage schon ziemlich verbreitet. Wenn man aber auch Winterenergie fördern und das ganze Potential der Sonnenenergie ausschöpfen möchte, muss man vermehrt auch die Fassadenflächen nutzen. Ich bin überzeugt, dass sich mit PV Modulen grundsätzlich architektonisch hochwertige Fassaden realisieren lassen.
Ich habe keine spezifische Vorliebe für eine bestimmte Technologie. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass man gegenüber allen Neuerungen offen bleibt. Ich bin gespannt wohin die technologische Entwicklung in den nächsten Jahren führen wird.