Von Greta Battaglia und Pierluigi Bonomo – Forschungsteam für innovative Gebäudehüllen
(ISAAC – SUPSI)
In dem neuen Projekt wird die Entwicklung der Photovoltaik in der Architektur aus der Sicht von drei international renommierten Architekten erforscht.
Das Forschungsteam für innovative Gebäudehüllen (BIPV) des Instituts für angewandte Nachhaltigkeit in der bebauten Umwelt (ISAAC) der Fachhochschule Südschweiz (SUPSI) kündigt die Umsetzung eines innovativen Dokumentationsprojekts an. Gegenstand des Projekts ist die Rolle der Photovoltaik in der zeitgenössischen Architektur.
Drei Dokumentarfilme berichten anhand exklusiver Interviews über die Visionen von drei international renommierten Architekturbüros: Renzo Piano Building Workshop, Shigeru Ban Architects & Jean de Gastines Architects sowie Foster + Partners.
Die „Solar Machines“: mehr als nur die herkömmliche Integration von Solarenergie
Im Mittelpunkt des Projekts steht das innovative Konzept „Solar Machine”; also architektonische Eingriffe, die über die einfache Integration der Photovoltaik-Technologie hinausgehen und zu generativen Elementen der Architektur selbst und des städtischen Raums werden. Die Entwicklung der Photovoltaik in der Architektur erfolgte in drei verschiedenen Phasen: von der ersten Aufdach -Generation, bei der die Paneele einfach auf den Dächern angebracht wurden, über die zweite Generation mit gebäudeintegrierter Photovoltaik (Building Integrated Photovoltaics, BIPV) bis hin zu der, die wir als dritte Generation betrachten, nämlich die der „Solar Machines“.Diese neue Philosophie verbirgt sich nicht länger hinter einer diskreten Integration, sondern entwickelt eigene Formen und Funktionen und schafft so eine völlig neuartige architektonische Sprache.
Die Stimmen der Protagonisten der Architektur
In der Interviewreihe kommen die Protagonisten dreier internationaler Architekturbüros zu Wort. Sie unterhalten sich mit Pierluigi Bonomo, Leiter des SUPSI-Forschungsteams für innovative Gebäudehüllen, und Jean-Didier Steenackers, Gründer des Architekturbüros SUNSOAK Design. Hierbei offenbaren sie interessante Fakten, Herausforderungen und Ergebnisse verschiedener Projekte, die alle das Thema Solarenergie gemeinsam haben.
Im Projekt des Renzo Piano Building Workshop für das CERN ist die Photovoltaik nicht einfach nur integriert, sondern spielt eine Hauptrolle: Sie ist Teil der architektonischen Identität und der Geschichte des Bauwerks. Drei grosse, quadratische Überdachungen schweben über den Pavillons, schützen diese und versorgen die darunter liegenden Räume mit Energie. Gleichzeitig filtern sie das Licht auf delikate Weise, ähnlich wie die Blätter eines Waldes.
Das von Shigeru Ban Architects & Jean de Gastines Architects entworfene Kulturzentrum besticht durch Poesie und strukturelle Eleganz. In der Seine Musicale in Paris verwandelt sich das grosse, mobile Photovoltaik-Segel von einer einfachen Energieanlage in eine poetische Geste: Eine Architektur, die dem Lauf der Sonne folgt, Schatten spendet, Bewegung zurückgibt und eine einzigartige Atmosphäre schafft.
Foster + Partners zeigt hingegen, wie solares Denken gleichzeitig global und spezifisch in Ort, Klima und Programm verwurzelt sein kann. In Masdar City in der Wüste von Abu Dhabi ist das über den Stadtblöcken schwebende Photovoltaik-Dach nicht nur eine technische Lösung, sondern auch eine urbane Geste: eine sichtbare systemische Struktur, die Energie und Schatten erzeugt und ein kollektives Engagement für ein neues ökologisches Paradigma zum Ausdruck bringt. Wie Evangelos Giouvanos erinnert, war die Realisierung dieses Projekts sowohl in technischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein Kampf, aber seine Präsenz prägt nun die städtische Identität von Masdar.
Ein europäisches Projekt für eine integrierte und nachhaltige Zukunft
Die Dokumentarfilme wurden vom SUPSI-Team für innovative Gebäudehüllen im Rahmen der Schulungsaktivitäten erstellt, die dank der Unterstützung des europäischen Projekts SEAMLESS-PV für das Forschungsprogramm Horizont Europa entwickelt wurden. SEAMLESS-PV ist ein von der Europäischen Union und der Eidgenossenschaft kofinanziertes Projekt. An dem Projekt sind 18 Partner aus 6 Ländern beteiligt, darunter Forschungsinstitute, Universitäten, Unternehmen und Fachbüros. Das Hauptziel besteht darin, fortschrittliche, flexible und hoch integrierbare Photovoltaik-Technologien sowie neue Ausbildungsmodelle und sektorübergreifende Kooperationen zu entwickeln. Dadurch sollen diese Technologien auf dem Baumarkt zugänglicher und wettbewerbsfähiger werden.
Im Rahmen des Projekts fördert und koordiniert das Team für innovative Gebäudehüllen der SUPSI Aktivitäten im Bereich der Aus- und Weiterbildung mit besonderem Schwerpunkt auf Solararchitektur. Anhand der Interviews und dank der direkten Zusammenarbeit mit weltweit führenden Architekturbüros schlägt das Team ein neues Modell der Wissensvermittlung vor, das technische Informationen mit einer visuellen und narrativen Dimension verbindet, um die Integration von Solarenergie in die zeitgenössische Architektur aktiv zu fördern.
Das Forschungsteam der SUPSI verfolgt allgemein das Ziel, die Anwendung von integrierter Photovoltaik an Gebäuden als vollwertiges Baumaterial zu fördern. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die architektonische Qualität gelegt und eine nachhaltige Nutzung gemäss den geltenden Vorschriften und den modernsten Qualitätskriterien angestrebt. Dies geschieht durch angewandte Forschung, Pilot- und Innovationsprojekte, Schulungen sowie Marktanalysen. All diese Aktivitäten werden in Zusammenarbeit mit Schlüsselakteuren und Branchenunternehmen in der Schweiz und auch weltweit entwickelt. Es handelt sich um einen branchenübergreifenden Ansatz, der Technologie, Architektur und Wissen mit realer Machbarkeit verbindet.
Ein Dankeschön geht neben dem Projekt SEAMLESS-PV und der Plattform SOLARCHITECTURE.ch auch an Renzo Piano Building Workshop, Shigeru Ban Architects & Jean de Gastines Architects, Foster + Partners, SUNSOAK Design und Isplora.